Wie viel erträgst du, bevor du zerbrichst?

Kapitel 3

Kapitel 3

 

 

Es war noch nicht ganz Sonntag Abend, als ich eine SMS bekam, dass die nächste Mission bevor stand und sich das Bravoteam in einer Stunde am Stützpunkt zur Lagebesprechung treffen sollte.

Dementsprechend packte ich die Pizza, die ich mir soeben in den Ofen schieben wollte wieder ins Tiefkühlfach und schaltete den Backofen aus, ehe ich mich dran machte, meine Sachen zu packen. Man wusste vorher nie, wie lange eine Mission andauern würde, weshalb man immer genug Wechselkleidung mitnehmen musste.

 

 

Mehrere Stunden Später saßen wir mitten in der Nacht auf einem alten Fischerboot im Golf von Guinea, welches uns zu unserem Ziel, einer Ölbohrinsel bringen sollte. In voller Einsatzmontur versteckten wir uns auf dem hinteren Teil des Schiffes und ich beobachtete meine Teamkameraden, wie sie sich leise miteinander unterhielten um die Minuten des Wartens zu überbrücken.

Doch ich konnte kaum meine Aufmerksamkeit auf eines der Gespräche festsetzten, denn alles hier auf dem Boot, die Netze, die rauen Seile, das Holz, der Wind, das Licht, einfach alles erinnerte mich an den Samstag Abend und daran, was Pain mit mir angestellt hatte. Nein, was ich mit mir hatte anstellen lassen. Denn es war definitiv Freiwillig gewesen.

Und auch wenn ich dies niemals freiwillig zugeben würde, so wusste ich doch insgeheim, dass ich genau das nochmal tun würde. Oder mehrmals. Mein Körper schrie danach und auch, wenn es mir Seelischen Schmerz bereitete, so gefiel es mir doch und irgendwie hatte es gut getan, dass er mein Leiden erkannt und nicht noch weiter ausgenutzt hatte. Es hatte mir sogar im gewissen Sinne besser gut getan als eine der Sitzungen mit dem Psychologen.

 

Schließlich schaffte ich es dann doch, meine Aufmerksamkeit wieder auf das hier und jetzt zu lenken.

Ich sah zu unserer Nummer eins, dem Anführer des Teams. Kyle.

Dieser kommunizierte über Funk einen Augenblick mit unserer Missionsleiterin, Marina.

Dann sah er uns der Reihe nach an. „Vorhin hat ein Schnellboot weitere sechs Mann zur Bohrinsel gebracht, wir haben es also mit etwa einem Dutzend Kämpfer zu tun.“ Informierte er uns. Die restlichen Informationen, dass es eine Geiselnahme ohne Forderung war, dass sie versuchten Öl zu klauen, und dass an mehreren Stellen Sprengladungen angebracht waren, hatten wir bereits im Flugzeug auf dem Weg hier hin bekommen.

 

Das Wasser glitzerte unter dem Licht, als wir uns dem Schatten der Plattform näherten, die uns mit hellen Strahlern entgegen leuchtete. Mit einem kleinen Schlauchboot, in das wir umgestiegen waren kamen wir schließlich gänzlich auf die Plattform. Auch wenn es nur die Anlegestelle an der Wasseroberfläche war. Die eigentliche Plattform thronte weit über 50 Meter über uns.

Ich stieg als erster über die Brüstung, legte mein Nachtsichtgerät an, dass an meinem Helm befestigt war, um besser sehen zu können, ehe ich mein Gewehr anlegte und mich umsah. Als es sicher war ging ich voraus Richtung Treppe, die uns nach oben führte und mein Team folgte mir.

 

Schnell und nahezu geräuschlos infiltrierten wir als geschlossene Gruppe die Bohrinsel Stück für Stück. Zwei bewaffnete Patrouillen wurden mit zwei lautlosen Schüssen unsererseits ins Jenseits befördert. Kurz darauf fanden wir und schon an der ersten Bombe wieder und alle sahen zu Nathaniel.

„Was denkst du, wie lange wirst du benötigen?“ fragte ihn Kyle und der Schwarzhaarige sah sich die Bombe kurz an. „30 Minuten...“ kam die Antwort. „Bis dahin ist es hell... also gut... fang an!“ brummte der Barra genervt. „Schwing deinen Modellarsch nach oben und pass auf ihn auf!“ brummte er nun Mike an, der Nickend seinen Posten bezog.

 

Ich stand mit dem Rücken zum Team und hatte mein Gewehr im Anschlag um die Rückendeckung zu sichern. Auch wenn es nicht direkt der selbe Befehlston war, wie der, den man beim „spielen“ verwendete musste ich kurz schlucken. Eine kurze Gänsehaut lies meine Nackenhärchen aufstellen und ich musste für eine Sekunde die Augen schließen um meine Konzentration nicht doch noch an das zu verlieren, was derzeit in meiner Hose schlummerte, aber hellhörig wurde, als der dominante Ton mich erreichte. Und dabei war es Kyle, der sprach. Mir einem kurzem, minimalen Kopfschütteln wurde ich wieder klar und befand mich im hier und jetzt, statt irgendwo angekettet.

 

Dann machten sich die restlichen von uns weiter auf den Weg um die Plattform zu sichern, wobei wir abermals zwei Bewaffnete Kämpfer ausschalteten, die sich gerade mit einer Geisel gestritten hatten. Von der nun befreiten Geisel erfuhren wir, dass weitere Arbeiter im Pausenraum und im Kontrollraum gefangen gehalten wurden.

Wir teilten uns auf und Kyle ging mit Steve zum Pausenraum, während ich mich mit Neuling Jayden zum Kontrollraum vordrang.

Wir hörten Schüsse und über Funk kam kurz darauf, von unserer Nummer eins, dass im Pausenraum vier Geiseln gesichert waren und zum Treffpunkt gebracht werden, während dort abermals zwei Gegner unschädlich gemacht wurden.

 

„Die haben uns gehört. Nate, die werden die Insel hier bald sprengen.“ vernahm ich die Stimme des Barras über Funk.

„In 30 Sekunden ist das nicht mehr möglich.“ kam nur trocken vom vierten Teammitglied. Nur kurz darauf gab er Entwarnung, und dass er einen weiteren Gegner erledigt hatte.

 

Ich ging, dicht gefolgt von Jayden weitere Treppen hinauf zum Kontrollraum. Dann ging alles ziemlich schnell. Einer der Geiselnehmer hatte sich einen Arbeiter von hinten gekrallt und hielt ihm einen Dolch an die Kehle. Er schrie in einer fremden Sprache, zwei kurze Schüsse von mir und der Raum und die Geiseln waren gesichert.

Nachdem ich gefragt hatte, ob es allen soweit gut ging, wies ich einen Mitarbeiter der Bohrinsel an, alles abzuschalten und er war noch ziemlich zittrig und durch den Wind, tat aber, was ich von ihm verlangte, ehe ich die vier Geiseln aufscheuchte und mit Jayden zu unserem Treffpunkt schickte, damit ich die verbleibenden Meter sichern konnte.

Wir erfuhren gerade, dass wir alle Gegner erwischt hatten und dass die Boote, die uns abholen sollten in Zehn Minuten da waren, als wir auf einmal beschossen wurden. Ich schickte Jayden nun endgültig mit den Geiseln voraus und versuchte zu erkennen, woher die Schüsse kamen.

 

Zwei Schnellboote näherten sich der Bohrinsel und hatten je ein großkalibriges Geschütz mit an Bord. Als ich durch das Zielfernrohr sah erkannte ich gerade noch eine noch Panzerabwehrrakete, die abgefeuert wurde und ich duckte mich.

Über Funk hörte ich noch Kyle, wie er uns zum Rückzug aufforderte und ich sah Jayden bereits mit den Geiseln bei den anderen drei Etagen weiter unten, ehe das Geschoss einschlug und eine Explosion auslöste, die mich gegen die nächste Wand Knallte.

Dennoch schüttelte ich nur kurz den Kopf und stand wieder auf. Der weg nach unten wurde mir durch ein Feuer versperrt, also konnte ich vorerst nur nach oben, wo sich etwas wie eine Aussichtsplattform befand.

 

Ich legte mein Gewehr an, zielte und schoss auf die Männer in den beiden Schnellbooten. Auch meine Teamkollegen feuerten darauf und es dauerte keine Minute, bis fünf Männer auf den Booten niedergestreckt waren und wir durch das Zielfernrohr unserer Waffen nur noch die treibenden Boote sehen konnten, welche keine Lebenden Personen mehr aufwiesen.

 

Ich stand schon ganz Oben, als ich Kyle anfunkte.

„Bravo 1, Hier Bravo 2... ich habe keine Möglichkeit über die Treppe zu euch zu kommen...“ Ich sah nach unten und sah meine Truppe und wie mindestens zwei zu mir hoch sahen. „Ich schätze, wir treffen uns dann ganz unten...“ ich lachte nochmals laut, als ich auf das Geländer kletterte, kurz tief Luft holte und sprang.

Das Adrenalin, dass mir dabei Augenblicklich durch die Adern schoss war benebelnd und Berauschend zugleich und für den Bruchteil einer Sekunde war ich wieder gefesselt am Andreaskreuz und Pain lies die Spitzen des Nervenrades über meine Nackte Haut wandern. Mein ganzer Körper erzitterte und wäre die Situation nicht so ernst gewesen hätte ich wahrscheinlich einen Steifen bekommen.

Gefühlt dauerte es eine Ewigkeit, bis ich hart auf das Wasser traf und tief eintauchte, da es etwa 100 Meter bis nach unten gewesen waren.

 

Ich erschrak aufgrund des kalten Wassers und meine Lungen füllten sich mit dem salzigen Nass. Dennoch kämpfte ich dagegen an und brauchte einen Moment, um mich zu Orientieren, wo Oben und Unten war, ehe ich mich an die Wasseroberfläche strampelte und hustend, aber gierig nach Luft rang.

 

„Die Bewertung beträgt eine 6,3...“ hörte ich Steve grinsend über Funk.

„Mit Abzug in der B-Note.“ brummte Kyle hinterher.

 

Ich musste noch einige Minuten im salzigen, kalten Wasser durchhalten, ehe ich von einem unserer Schlauchboote aus dem Wasser gezogen wurde und wir die anderen meines Teams an der Bohrinsel abholten, ehe es zum Flugzeug zurück ging.

 

 

Noch immer eine Decke um die Schulter sah mich Mike prüfend an, als wir bereits im Flugzeug auf dem Weg nach Hause waren. Er war der Sanitäter der Truppe und im Einsatzfall unsere Rettung.

„Sieh mich nicht so an, mir geht’s gut...“ brummte ich leicht genervt, als er mich mehrere Minuten gemustert hatte und nun nach meinem Handgelenk griff um meinen Puls zu fühlen.

„Du bist unterkühlt...“ meinte er ruhig und ohne Anschuldigung in der Stimme. Es war einfach nur eine sachliche Feststellung.

„Deshalb hab ich ja die Decke...“ brummte ich abermals. Es war mir sichtlich unangenehm, dass langsam aber sicher das ganze Team, inklusive Marina nun zu mir sah.

„Du solltest auch was warmes trinken... und wenn du noch kalt bis, wenn wir landen, gehst du auf die Krankenstation.“ seine Stimme war noch immer mehr als Ruhig, aber ich wusste, dass er es ernst meinte und es auch schaffte, mich dort hin zu bekommen, wenn ich das nicht freiwillig tat.

 

Aber zu meinem Glück brachte mich eine heiße Tasse ekelhafter Kaffee doch wieder auf touren und somit konnte ich nach Hause. Die gesamte Mission hatte zwei Tage gedauert, inklusive An- und abreise.

Somit saß ich am Dienstag Abend auf meinem Sofa und starrte vor mich hin. Immer wieder gingen mir verschiedene Gedanken durch den Kopf. Oder eher, es überschlugen sich zwei immer wieder.

 

Mein Sprung ins Meer, das Adrenalin, das dadurch freigesetzt wurde und die Gedanken an die Session mit Pain, die ich dabei hatte.

Ob es wirklich eine gute Idee war, nochmals in diesen Club zu gehen und dort Pain in eines der Zimmer zu folgen?

Vielleicht sollte ich davor auch einfach ein wenig mehr Alkohol trinken, um mich lockerer zu machen.

 

Seufzend legte ich meinen Kopf in den Nacken und damit auf die Sofalehne. Irgendwie hatte ich Angst davor, mich nochmals so dominieren zu lassen, einfach, weil ich nicht wusste, ob meine Psyche das aushielt. Andererseits schrie eine perverse, tiefe Stimme in meinem Hinterkopf, dass ich es wollte.

Und vielleicht wollte ich das auch, Aber vielleicht sollte ich mit Pain ein paar dinge Klären. Tabus aufstellen. Schließlich kannte ich mich auf dem Gebiet aus, ich Praktizierte selbst BDSM, wenn auch eigentlich nur als Dom.

Und wenn ich gerade daran dachte kam mir ein versautes grinsen, da mir bewusste wurde, dass ein gewisser Masochist mit viel zu vorlautem Mundwerk schon lange nicht mehr in seine Schranken gewiesen worden waren, weshalb ich mein Handy nahm, und ihm schrieb, dass ich ihn in einer Stunde bei mir erwartete.

 

 

Das schlichte „Fick dich“ welches ich zur Antwort bekam, lies mich grinsen und ich stand auf, um duschen zu gehen.