Wie viel erträgst du, bevor du zerbrichst?

Kapitel 1

[POV – Raphael]

 

Mein Team und ich saßen gerade im militärischen Flugzeug auf dem Weg nach Hause, nach dem Ersten Auslandseinsatz mit unserem frischen Teamkollegen, Jayden, der Vorgestern seine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hatte.

Der Laderaum war nicht sonderlich gemütlich, sondern eher Zweckdienlich, aber das war ich schon gewohnt, das war beim Militär bei fast allen dingen so. Dennoch versuchte ich auf den sitzen an der Außenwand des Metallvogels eine bequeme Position zu finden.

„Gut gemacht, kleiner“ Sagte Kyle, der Anführer meines Teams. „Aber nächstes mal Schrei bitte nicht so laut herum, das nervt...“ grummelte er hinterher, doch Jayden schien ihm nicht zuzuhören, da er glücklich vor sich hin grinste. „Ich bin jetzt ein Waschechter Seal“

 

Seine Fröhlichkeit steckte die anderen an, aber dennoch war mir nicht danach zu lächeln. Das tat ich ohnehin ziemlich selten.

Der Einsatz war eigentlich ziemlich einfach gewesen. Wir sollten ein Haus stürmen, eine Zielperson festnehmen und mit ihr verschwinden. So weit ein Kinderspiel, aber außerhalb hatte das Ehemalige Greenhorn, Jayden, laut durch die Straßen des nächtlichen Afghanistan geschrien, dass wir ihn haben, worauf Rebellen aus ihren Häusern traten und uns während unserer Flucht mit Maschinengewehren beschossen.

Somit saßen wir etwas genervt, einige von uns leicht verletzt, im Flugzeug nach Hause. Ich begnügte mich damit, dass der blonde Frischling später einen Anschiss von Marina bekommen würde, der Missionsleiterin. Und ich wusste, dass der Blonde danach ziemlich klein werden würde, denn Marina war nicht gerade ruhig. Mich störte es nie wenn sie laut wurde, aber viele hatten ziemlichen Respekt vor ihr.

 

Die restlichen Teammitglieder hatten eine Unterhaltung angefangen, in welcher es darum ging, am Abend gemeinsam einen Trinken zu gehen. Und recht schnell hatten sie sich für eine Bar entschieden. „Kommst du auch mit, Raphael?“ fragte mich Mike, die Nummer 3 des Teams, mit seinem üblichen, neutral, gelangweilten Ton. Der Mann mit den roten Haaren lies sich kaum aus der Ruhe bringen, und war deshalb jemand, der mich am ehesten zu etwas überreden konnte. Kurz darauf sahen alle zu mir, doch ich antwortete mit einem schlichten „Nein“. Und für mich war die Unterhaltung damit auch beendet, aber Steve, der gerade Jack streichelte sah mich bittend an. „Ach komm schon, du gehst sonst nie mit...“ bettelte er. „nur das eine Mal...“ setzte er mit einem Ausdruck hinterher, der Vermutlich der berühmte Hundeblick sein sollte.

 

„Nein...“ brummte ich nur noch einmal. „Lasst ihn in ruhe, wenn er nicht will...“ murrte Kyle, während er seinen Laptop aufklappte, um den Bericht über die Mission zu schreiben.

„Sag mal, Kuzu...“ begann Kiba erneut und ich seufzte innerlich, da ich wusste, was nun kam, da diese Diskussion schon sehr oft angestoßen wurde. „Warum kommst du nie mit, wenn wir was trinken gehen?“

„Seine Frau erlaubt das nicht“, mischte sich nun auch Jayden grinsend ein.

„Ich hab keine Frau...“, brummte ich nur.

„Eine Freundin?“ fragte der Blonde sofort, doch auch diese frage verneinte ich.

„Ich weiß es, Raphael verträgt kein Alkohol und geht deshalb nie mit...“ grinste Steve nun.

 

„Der verträgt mehr Alkohol als wir alle zusammen...“, brummte Kyle hinter seinem Laptop hervor und die Blicke wanderten kurz zu ihm, ehe Jayden und Steve mich wieder ansahen.

„Nie im leben...“, meinten die beiden fast Synchron und ich strich mir mit einer Hand durchs Gesicht, während ich seufzte.

„Danke für deine Unterstützung, Barra...“ brummte ich nur und lehnte mich zurück, ehe ich die Augen schloss. Ich wollte nicht weiter darüber reden.

 

„Raphael ist eben ein Ehrenmann.“, meldete sich nun auch das letzte Mitglied des Teams, Nathaniel, zu Wort und grinste dabei ziemlich, was man allein schon an seiner Stimme hörte, aber generell war er eher der Typ Mensch, der ziemlich still war, aber wenn er sprach, dann war es meist nichts anständiges und er grinste selbst darüber bis über beide Ohren. „indem er uns nicht dumm dastehen lässt, wenn er uns unter den Tisch trinkt.“

Ich sagte nichts dazu. Sollten sie doch Spekulieren, so viel sie wollten. Im Endeffekt wollte ich eigentlich nur meine Ruhe haben.

 

Tatsächlich war der restliche Fug relativ ruhig und ich schaffte es sogar ein klein wenig zu schlafen. Am Heimatflughafen angekommen mussten Nate und Steve sich bei der Sanitätsstation melden, die anderen durften Feierabend machen.

In aller ruhe ging ich den anderen hinterher zu den Autos, ehe ich meine Tasche auf die Rücksitzbank meines Geländewagens packte und dann einstieg. Scheinbar hatten die anderen mich doch noch einmal ansprechen und mich überreden wollen, mit ihnen noch etwas trinken zu gehen, aber dem war ich somit ziemlich gut ausgewichen. Erleichtert fuhr ich vom Parkplatz und nach Hause.

 

~~~

 

Der laue Sommerwind wehte mir die braunen Haare aus meinem Sonnen gebräunten Gesicht und ich strich sie nun mir der rechten Hand wieder zurück, ehe ich kurz gen Himmel sah. Es dämmerte bereits, während ich in kurzem Hemd die Straßen entlang ging um eine Bar aufzusuchen. Die Hände hatte ich lässig in die Hosentaschen geschoben. Da ich keine Familie oder eine Beziehung hatte musste ich also auch nicht darauf achten, wie spät es war, werden würde oder wie viel flüssiges Prozent ich in mich kippen würde.

Als ich um die nächste ecke bog sah ich ein recht unscheinbares Schild mit einem Schriftzug aufleuchten und lächelte zufrieden. „Sonder-Bar“ sprangen die roten, neonfarbenen Buchstaben jedem entgegen, welcher sich in die Nähe wagte. Genau das, was ich gesucht hatte.

 

Das Haus selbst wirkte recht unscheinbar, sogar ein klein wenig herunter gekommen. Die paar stufen, die nach unten zum Eingang führten waren ausgetreten und nur schwach beleuchtet, aber man konnte gedämpfte Musik hören. Die Fenster der Oberen drei Stockwerken waren allesamt dunkel und teilweise mit Brettern blickdicht gemacht worden, aber das störte mich nicht im geringsten. Ein kurzer Blick über die Schulter, ehe ich die Stufen hinab stieg und die Tür öffnete.

Die Musik und die Geräusche wurden ein klein wenig lauter und ich kam in eine Bar von gut zehn mal sechs Metern, welche relativ dunkel gehalten war. Rechts neben und vor mir waren Tische, die nur sehr schwach beleuchtet waren und leicht an Nischen erinnerten, da sie mit kleinen Wänden, welche hier und da ein wenig Flora aufwiesen, voneinander getrennt waren.

An der gegenüberliegenden Wand war eine lange Theke und rechts von eben dieser war ein schwarzer Vorhang, welcher nach rechts in einen weiteren Raum zu führen schien, aus welchem die Musik und Gegröle kam.

 

In der Bar war wenig los, nur wenig Männer saßen hier. Zwei am Tisch direkt zu meiner rechten. Doch ich widmete mich lieber der Theke, auch wenn ich aus dem Augenwinkel erkennen konnte, dass es zwei recht Junge Männer waren, welche je die Hälfte meiner Körpermasse zu haben schienen. Also keine bis wenig Bedrohung, wenn es doch mal ernst werden würde.

Ja, solche Gedanken hatte man immer, wenn man in diesem Beruf tätig war. Man sah sich immer im Raum um wegen möglichen Gefahrenquellen, Fluchtwegen, Waffen und noch ein paar anderen Dingen. Berufskrankheit, wie es so schön hieß.

 

An der Bar saß ein weiterer Junger Mann mit schwarzem langen Haar, welches er zu einem lockeren Zopf gebunden hatte und unterhielt sich mit dem Barkeeper, dessen Haare leuchtend Blau nach oben gestylt waren. Ich sah mich noch einmal kurz um, ehe ich zur Bar ging und mich mit zwei Hockern Abstand weiter links zum männlich Model setzte. Denn so hübsch wie der war, hatte er sicherlich solch einen Beruf. Model.

Es war eine Typische Bar mit allen Spirituosen und hochprozentigen Getränken die dazu gehörten. Der, wie mir auffiel, Muskulöse Barkeeper, kam zu mir und hatte ein leichtes Haifischlächeln auf den Lippen als er mich fragend ansah. Ich bestellte ein kühles Bier und schwieg dann wieder.
Keine Minute später stellte er das Bier vor mich auf den Tresen und ich nickte ihm dankend zu.

Der schwarzhaarige sah zu mir herüber und in seinem Blick war nur gelassene Kälte zu sehen. Er hatte wirklich hübsche Züge, das musste ich ihm lassen, aber ich bevorzugte dann doch richtige Kerle. Bei solche Männern hatte ich immer angst dass sie wie eine Frau kreischen würden, wenn man sie mal etwas härter anpackte oder so. Nicht, dass ich etwas gegen Frauen hatte, aber ich mochte sie nur nicht im Schlafzimmer.

 

Zum ersten mal hier?“ fragte er monoton, während der Barkeeper sich umdrehte und mit dem Rücken zu uns ein paar Gläser spülte. Ich war leicht Irritiert aufgrund dieser frage, aber ich nickte einmal schweigend, was den Schwarzhaarigen dazu brachte aufzustehen und sich dann auf den Hocker neben mir nieder zu lassen. Mit dem Rücken gegen den Tresen gelehnt und seinem rechten Ellenbogen darauf liegend um mich besser ansehen zu können. Er hatte absolut schwarzes glattes Haar, dunkle Augen mit einem Rotschimmer, wahrscheinlich Kontaktlinsen, und wirkte weder extrem maskulin noch feminin aber hübsch. Nicht, dass das ein Punkt war, den ich unbedingt beachtete, wenn ich einen Partner wählte, aber auffallen tat es mir und nett anzusehen war es dennoch.

 

Aber du weist, was das hier ist, oder?“ fragte er ruhig und ein wenig schnippisch. Ich sah ihn ruhig an. Auch ich hatte diesen versteinerten Blick drauf. Schließlich war ich ein Seal. Aber wenn er SO fragte war das hier keine normale Bar und ich würde mich nicht lächerlich machen indem ich mit `Nein` antwortete. Die Musik, das Grölen, die dunkle Atmosphäre. Definitiv ein Club für, was auch immer sich hinter dem Vorhang abspielte. „Vielleicht“ gab ich trocken zur Antwort und nahm einen Schluck des kühlen Bieres. Und wenn ich ehrlich war wollte ich es auch nicht wissen, schließlich war ich nur hier um ein kühles Bier zu trinken. Dennoch glitt mein Blick zum Vorhang, welcher die Sicht auf das, was sich dahinter abspielte, verbarg.

Ein hauch eines Grinsens glitt über die Züge des jüngeren, erlosch aber recht schnell wieder, ehe er wieder seine kühle, aber sanfte Stimme erhob. „Du weist nicht, was da drin vor sich geht...“ meinte er mit leicht belustigtem Unterton und drehte sich zu mir . Seine linke Hand strich eine meiner Haarsträhnen zurück, die mir leicht ins Gesicht fielen. „Willst du es sehen?“

 

Ich hob gerade das Glas, stellte es wieder ab und packte sanft aber bestimmend das Handgelenk und hielt diese etwas von mir entfernt fest. Dann sah ich ihn streng an. „Niemand-“ ich sprach dieses Wort langsam und betont aus, „fasst mich an, wenn ich das nicht erlaube.“ meine Stimme war ruhig und beherrscht. Der Barkeeper und auch die beiden anderen sahen sprachlos zu. Ich drückte die Hand nochmals etwas, ehe ich sie los lies. Als ich gerade den angefangenen Schluck Bier endlich trinken wollte, hörte ich aus einer dunklen ecke ein räuspern und drehte mich in diese Richtung. Ein junger Mann mit Maske und wilden weißgrauen Haaren stand dort mit verschränkten Armen vor der Brust. Muskulös, aber nicht so breitschultrig wie ich.

Keiner fasst die Angestellten in der Bar an!“ meinte er ruhig aber warnend.

Er ist zum ersten mal hier.“ sagte der blauhaarige Barkeeper um Partei für mich zu ergreifen, was ich ihm dankte. Ich dachte unter der Maske ein Grinsen erkennen zu können, als dieser sich von der Wand abstieß und auf mich zu kam. Der Gang war leise und gezielt, wie ein Raubtier. Aber ich lies mich davon aber nicht Irritieren und trank noch einen Schluck von meinem Bier, behielt den Mann aber aus den Augenwinkeln im Blick.

 

Ich bin Taylor“ sagte er ruhig als er neben mir Stand. Der Schwarzhaarige Jüngling war wieder auf Distanz gegangen und der Maskenmann musterte mich nun, was mir nicht sonderlich gefiel. Ich hatte kein Problem damit, wenn man mich ansah, oder beobachtete. Das war Routine für mich im Job. Aber irgendetwas an seinem Blick gefiel mir nicht. Wahrscheinlich dieses gierige verlangen, das bei einer Raubkatze auf der Jagt in den Augen zu sehen war.

Raphael“ antwortete ich knapp und monoton. „Du bist zum ersten mal hier...“ sagte er dann mehr zu sich selbst als zu mir. „Es gibt hier ein paar Regeln. Eine davon ist, dass hier in der Bar zwar Körperkontakt erlaubt ist, aber nicht so was wie eben, Verstanden?“ fragte er und sah mir ernst in die Augen. War er hier die Security oder die Mama der Angestellten? Doch das fragte ich nicht laut. Das würde sich sicher von allein klären.

Ja.“ Sagte ich knapp und in fast schon militärischem Stil, wenn man einen Befehl annahm, nur dass das „Sir“ fehlte. „Du bist beim Militär?“ fragte er weiter und es passte mir ganz und gar nicht, dass er mich ausgefragte. „Das ist ok, viele hier sind beim Militär oder waren es.“ sagte Taylor ruhig. War ja zu erwarten, da die Bar nur einige Blocks von der Kaserne entfernt lag, aber das sagte ich auch nicht. Und schon gar nicht im sarkastischen Ton, wie es die Stimme in meinem Kopf eben getan hatte.

Dann kennst du dich ja mit ´Erziehungsmaßnahmen´ aus.“ meinte er nun etwas ernster. „Komm“ sagte er nur und drehte sich um, ehe er Richtung Vorhang ging. Ich zögerte kurz, ehe ich dann doch aufstand und ruhigen Schrittes dem Maskierten Mann folgte. Dieser zog den Vorhang zur Seite und lies mich durchgehen. Ein schmaler schwarzer Gang von etwa einem Meter, wobei ich mich fragte, ob das die Wandstärke oder eine Bauliche Konstruktion war. Dann kam Licht, Farben, Geräusche und ein scheinbar großer Raum. Ich ging die zwei Schritte nach vorne und fand mich in einer ganz anderen Welt wieder.

 

Der Raum war riesig, etwa 30 mal 50 Meter. Dunkel und an einigen Stellen erhellten Spots die Geschehnisse. Lediglich eine sich langsam drehende Diskokugel in der Mitte der Decke machte es etwas gemütlicher, aber auch spannender. Zwei Kleinere Bühnen an den Seiten waren derzeit nicht beleuchtet, und man konnte nur erahnen, dass sich dort irgendetwas befand, Wahrscheinlich eine Stange oder dergleichen. Die Hauptbühne an der gegenüberliegenden Wand hatte im Hintergrund einen Samtenen roten Vorhand und darauf standen, etwas im Hintergrund, vier Männer mit recht ansehnlichen Muskeln in Reih und Glied. Sie hatten alle enge Lederhosen an und Lederriemen über den Brustmuskeln. Im Vordergrund war ein Mann mit schwarzem, an den Seiten kurzem Haar, ebenfalls einer engen Lederhose an, welche sein anscheinend nicht außer acht lassendes Gemächt sehr gut betonte. Obenrum trug er ein einfaches Shirt, welches seine Muskeln an Bauch und Oberarmen gut betonte. Was ziemlich ins Auge fiel waren die Piercings im Gesicht. Aber jedem das seine.

Sein Blick war ruhig und dominant. Er sah durch die runde und sein Blick blieb kurzzeitig auf mir ruhen, ehe er in Bewegung kam. Er zitierte einen der Männer aus dem Hintergrund hervor und dieser spurte sofort und brachte einen Stuhl und eine Gerte mit. Ohne mit der Wimper zu zucken stellte er den Stuhl hin und reichte dem Mann, welcher anscheinend das sagen hatte, die Gerte, ehe er sich leicht verbeugte und sich dann vornüber beugte und sich auf der Sitzfläche des Stuhls mit den Armen abstütze.

Der dominante Mann zeigte dem Publikum, welche allesamt Männer waren, wie mir nun auffiel, die Gerte und das Publikum grölte und Pfiff. Doch der „Master“ blieb ruhig und positionierte sich ehe er den ersten schlag auf den Hintern seines „Subs“, oder was auch immer das war, machte und dieser zusammenzuckte. Auch hier hinten, wo ich stand, hatte ich den schlag gut gehört. Dennoch schrie der gepeinigte Mann laut „Eins, danke, Sir!“ Abermals grölte die Menge und der zweite schlag kam. „Zwei, danke, Sir!“

 

Ich drehte mich wieder um und ging wieder zurück in die Bar. Das war definitiv genug Input fürs erste mal gewesen. Nicht, dass es mich schockierte oder abschreckte, ich fand solche Sachen sogar anziehend, aber ich war nicht darauf vorbereitet gewesen und dementsprechend wollte ich derzeit nicht mehr davon sehen, denn ich bemerkte, dass mich diese Dominanz, welche auf der Bühne gezeigt wurde, nicht kalt lies. Somit setzte ich mich wieder an den Tresen. Die beiden Männer, welche am Tisch gesessen hatten waren fort, der schwarzhaarige saß aber immer noch an der Bar und unterhielt sich wieder mit dem blauhaarigen Barkeeper.

Ich sah wieder nach vorne und der Barkeeper kam wieder zu mir. Ich bestellte erneut ein Bier und blieb sonst ausdruckslos sitzen. „zu heftig?“ fragte der Blauhaarige, als er das Bier vor mich stellte und sah mich lächelnd, aber nicht böse oder abschätzig an. „Nein, nur wollte ich heute Abend nicht mehr, als ein Bier trinken.“ meinte ich ruhig und nahm einen Schluck des kühlen Getränks.

 

Dann solltest du aber nicht allzu lange hier Bleiben. Der Boss sucht jeden Freitag jemandem aus dem Publikum und geht mit ihm ins Separee.“ meinte er als Tipp und nahm sein Geschirrtuch um ein Glas zu polieren. „Ich bin ja nun kein Publikum mehr.“ gab ich monoton zurück. „Dass du an der Bar sitzt macht keinen Unterschied.“ sagte er grinsend und dieses mal konnte ich die scharfen Zähne sehen. Dennoch lies ich mir nichts anmerken, sondern nickte nur, dass ich verstanden hatte und trank einen weiteren Schluck des Bieres. Im Hintergrund wurde gejubelt und geschrien, ehe mehrere Menschen in die Bar kamen. Anscheinend war die Show vorbei. Einige gingen nach draußen um zu Rauchen, andere bestellten sich etwas zu trinken und in kürzester Zeit war die Bar doch recht voll, was mir irgendwie nicht gefiel.

Ich legte einen Geldschein auf den Tresen und stellte mein leeres Glas darauf, was der Barkeeper sofort nickend annahm und es weg räumte. Dann stand ich auf und begab mich in Richtung des Ausgangs. Meine Hände hatte ich wieder in die Hosentaschen geschoben. Auf einmal griff jemand meine Schulter und wollt mich umdrehen, doch in einer fließenden Bewegung packte ich das Handgelenk der Hand auf meiner Schulter und drehte es auf den Rücken des Mannes und hielt ihn dort. Plötzlich wurde es im Raum Mucksmäuschenstill.

 

Der Mann richtete sich so gut es ging auf und sah über seine Schulter zu mir. „Ist selten, dass mich jemand dominiert. Vielleicht lasse ich es zu. Aber-“ erst jetzt erkannte ich, dass es der „Master“ von vorhin auf der Bühne war und mein Griff lockerte sich. Innerhalb von Sekunden wendete der „Master“ das Blatt und ich war in der Position, in welcher ich gerade den anderen gehalten hatte. „-nicht heute.“ Ich hörte den Applaus und der „Master“ lies nur soweit locker, dass ich mich etwas aufrichten konnte. Mein Herz schlug wie wild vor Aufregung und ich war sofort im Gefächtsmodus. Zur Not würde ich mir die Schulter Auskugeln, um mich aus dieser Situation befreien zu können. Doch etwas in mir hielt mich zurück. Sagte mir, dass ich ruhig bleiben und durchatmen sollte, egal was er auch tun würde. Ich Atmete tief durch und fasste einen klaren Gedanken. Dieser Gedanke gefiel mir zwar nicht, aber dennoch war er da. Es war das Gefühl, dass es mir, so absurd das auch klingen mochte, gefiel. Eigentlich war ich immer in der Situation des Dominanten. Ja, ich mochte BDSM, aber bisher hatte ich nur Subs als Spielgefährten. Auch wenn ich mich das ein oder andere mal gefragt hatte, wie es wohl sein würde, einmal die andere Position zu übernehmen. Aber meistens waren meine Bekanntschaften, wenn sie sich denn mit mir einließen, devot und somit nur als Sub für ein Spiel zu haben.

 

Eine Hand wanderte an meiner Seite entlang und weiter nach unten über meine Oberschenkel langsam weiter nach vorne. Ich ballte meine freie Hand zur Faust. Alle starrten mich an und ich war mehr oder weniger die Attraktion und bloßgestellt vor allen. Eigentlich war es ein Wunsch im hintersten Winkel meines Kopfes, einmal selbst dominiert zu werden und sich dabei einfach fallen zu lassen, aber nicht vor all diesen Menschen, welche ich nicht kannte. Und obwohl ich mich mehr als unwohl fühlte konnte ich nicht verhindern, dass meine Wangen einen leichten Rotschimmer bekamen. Die Hand wanderte zwischen meine Beine und rieb kurz über die darunter befindliche erogene Zone, welche im Moment so gut wie gar nicht sichtbar war, dennoch entlockte es mir ein keuchen, was meine Wangen noch mehr erröten lies.

 

Aus dem Publikum kam ein anfeuernder Pfiff, welcher mich wieder ins Hier und jetzt zurück holte und mich wieder klar denken lies. Ich spannte die Muskeln an, riss meine Hand los, auch wenn es höllische Schmerzen in der Schulter bereitete und rannte los in Richtung Tür. Die Menschenmasse teilte sich vor mir wie das Wasser vor Moses, und ich kam zum Ausgang um dann keuchend in die Kalte Nachtluft hinaus zu hechten. Jemand griff nach mir, doch ein scharfes: „Lasst ihn gehen“ aus dem Hintergrund und ich wurde wieder los gelassen. Nun rannte ich in die Nacht hinaus. Rannte zwei Blocks weiter, ehe ich mein Tempo drosselte und in schnelles gehen überging.

Langsam verarbeitete ich das eben geschehene. Es hatte mir auf absurde Art und weise gefallen. Und doch auch wieder nicht. Hin und her gerissen zwischen den Gefühlen ob das, was in diesem Club geschehen war, erregend oder demütigend gewesen war, machte ich mich auf den weg zu meinem Haus. Für diesen Abend hatte ich definitiv genug erlebt.

 

 

 

~Im Club~

 

 

Warum hast du ihn einfach so gehen lassen?“ fragte der blauhaarige Barmann leise den „Master“, als dieser sich an die Theke gesellte um einen Schluck zu trinken, nachdem es wieder etwas ruhiger in der Bar geworden war, da im Nebenraum eine neue Show geboten wurde. Doch dieser grinste nur schief und hielt ein kleines Etui hoch. „Der kommt wieder“ meinte er nur ruhig aber mit einem Unterton, der einem klar machte, dass der Mann immer bekam, was er wollte.